Wer sind die Menschen, die in der Äußeren Neustadt leben und was denken sie über die "Woche des guten Lebens"? In unserem Blog stellen wir euch jede Woche Neustädter*innen und ihre Meinung und Ideen zum Verkehrsexperiment vor.
Ich bin Gerd und lebe mit meiner Familie in der Martin-Luther-Straße, also direkt im Kerngebiet der Aktionswoche. Wie eine freie Straße genutzt werden kann, konnten meine Kinder schon einmal zum Ende der Sanierung der Martin-Luther-Straße erleben. Die Straße war bereits fertig aber noch gesperrt für den Verkehr. Es gab Rollerwettrennen, Fußballspiele usw. Ein Auto besitze ich nicht mehr. Nachdem ich schon 16 Jahre ein eigenes Auto besaß (es waren insgesamt vier), kam bei mir der Wunsch und die Idee auf, dass es auch ohne gehen müsste. Es hat dann aber noch zwei Jahre gedauert, bis ich mich letztendlich vor zehn Jahren dazu durchringen konnte. Man musste schon damals kein Pionier sein für diesen Schritt. Es gab bereits sehr viele Teilauto-Stationen, die näher waren, als die gefunden Parkplätze, an denen ich manchmal mein Auto abstellen musste. Heute kann ich es mir nicht mehr vorstellen, ein eigenes Auto anzuschaffen. Die Freiheit ohne ist einfach zu groß und die knapp zehn Kilometer zu meiner Arbeit fahre ich mit dem Rad.
WIE MÖCHTEST DU DEN FREIEN RAUM AUF DER STRASSE ZUR "WOCHE DES GUTEN LEBENS" NUTZEN?
Ich wünsche mir den gewonnenen Raum als Ort der Begegnungen für Jung und Alt. Das Schöne an der Neustadt ist, dass sie wie ein Dorf ist. Ständig trifft man Leute und bleibt stehen für einen Plausch. Der Platz dafür ist meist sehr klein, vor allem wenn man mit Familie unterwegs ist. Dann ist der Fußweg dicht. Wie es anders sein könnte, sieht man schon am Martin-Luther-Platz. Seit seinem Umbau ist er sehr belebt. Aber auch für Kinder kann der gewonnene Raum so viel mehr sein. Wenn die Kinder schon etwas größer sind, dann bieten die Spielplätze der Neustadt wenig Anziehungspotential. Diese sind meist nur für wirklich kleine Kinder attraktiv. Ich wünsche mir Tischtennisplatten, Möglichkeiten zum Skateboard fahren und mehr. Das werden wir in der Woche alles austesten.
WAS GIBT ES AUS DEINER SICHT ZU BEACHTEN ODER ZU VERBESSERN, DAMIT ALLE ZUFRIEDEN SIND?
Alle zufrieden zu machen ist in einer so diversen Gesellschaft ein hehres Ziel. Aber es sollte immer im Fokus als (wohl nie erreichbares) Ziel stehen. Die Veranstaltung im Rathaus 2017, welche zum Anlass genommen wurde dieses Projekt auszuprobieren, hat doch gezeigt, dass es mit dem aktuellen Status Quo schon eine Unzufriedenheit gibt. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen in meiner Nachbarschaft auf diese Woche einlassen. Bei mir war es damals auch ein Prozess mit vielen Überlegungen und auch des Ausprobierens (ich hatte mich schon bei Teilauto angemeldet, als ich mein letztes Auto noch besessen hatte). Und auch wenn es für manche am Ende heißen wird, es geht bei mir nicht ohne Auto. Das Ziel ist es ja nicht, das Auto zu verteufeln, sondern Optionen und alternative Ideen aufzuzeigen, weiter zu entwickeln und zu leben. Dafür ist eine Woche schon sehr ambitioniert. Aber das ist doch aus meiner Sicht schon ein Kompromiss dafür, um allen entgegen zu kommen.
EINEN PARKPLATZ ERSETZT DU MIT …
… einem Ort der Begegnungen und des Austauschs. Wir als Hausgemeinschaft werden uns etwas überlegen.